Ein Antigleichnis

Im Rahmen der Reihe „Worte und Taten Jesu“ befasste sich der katholische Religionskurs der achten Klassen mit der Parabel des barmherzigen Vaters (auch als bekannt als „Gleichnis vom verlorenen Sohn“). Nach der Auseinandersetzung mit dieser Erzählung waren die Schülerinnen und Schüler eingeladen ein Anti-Gleichnis bzw. eine Aktualisierung des Textes zu verfassen. Ein gelungenes Beispiel finden Sie im Folgenden: (M.Jackowski)

Jesus erzählte weiter: »Ein Mann hatte zwei Söhne. Eines Tages sagte der jüngere zu ihm: ›Vater, ich will jetzt schon meinen Anteil am Erbe haben.‹ Da teilte der Vater seinen Besitz unter die beiden auf. Nur wenige Tage später machte der jüngere Sohn seinen Anteil zu Geld, verließ seinen Vater und reiste ins Ausland. Dort leistete er sich, was immer er wollte. Er verschleuderte sein Geld, bis er schließlich nichts mehr besaß. Da brach in jenem Land eine große Hungersnot aus. Es ging dem Sohn immer schlechter. In seiner Verzweiflung bettelte er so lange bei einem Bauern, bis der ihn zum Schweinehüten auf die Felder schickte.
Oft quälte ihn der Hunger so sehr, dass er sogar über das Schweinefutter froh gewesen wäre. Aber nicht einmal davon erhielt er etwas. Da kam er zur Besinnung: ›Bei meinem Vater hat jeder Arbeiter mehr als genug zu essen, und ich sterbe hier vor Hunger. Ich will zu meinem Vater gehen und ihm sagen: Vater, ich bin schuldig geworden an Gott und an dir. Sieh mich nicht länger als deinen Sohn an, ich bin es nicht mehr wert. Lass mich bitte als Arbeiter bei dir bleiben!‹ Er machte sich auf den Weg und ging zurück zu seinem Vater. Der erkannte ihn schon von weitem. Wut, Zorn, Hass, Abscheu alles keimte in ihm hoch. Er empfand nichts mehr in seinem Herzen für seinen damaligen Sohn als Verachtung. Verachtung für sein Handeln, seine Charakterzüge. Allein hatte er ihn gelassen. Ihn und seinen Bruder. Als er sich in Hörweite seines Sohnes, oder besser gesagt, seines damaligen Sohnes befand, schrie er: › Zurück sollst du gehen, dorthin wo der Pfeffer wächst. Man sieht Dir förmlich an, warum du hier zu Kreuze kriechen möchtest. Der Hunger steht in deinen Augen und mit ihm die Gier. Bei mir kannst du nichts mehr holen. Du bist für mich schon vor langem gestorben. ‹  Mit diesen Worten kehrte er ihm den Rücken, um ihn nie wieder zu sehen.

von: Zoe Freitag 8c