Englandfahrt 2017

Am Sonntag vor Beginn der Herbstferien machten sich 54 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 7 und 8 erwartungsvoll wieder auf den Weg nach Südengland.

Mit von der Partie war zu unserer Freude auch wieder Franz, der uns in den letzten Jahren bereits gefahren hat und ab 9 Uhr vor dem Schulgebäude in der Peter-Paul-Straße mit seinem Bus auf uns wartete. Die Fahrt fand zum mittlerweile vierten Mal statt und wurde von Frau Keuthen, Frau Weinheimer und Frau Heinz begleitet. Dieses Mal war für uns in Calais die Nachmittagsfähre gebucht, die erst um kurz vor 18 Uhr in Dover anlegte. So sahen wir - die meisten von uns zum ersten Mal - die berühmten weißen Kreidefelsen der englischen Küste erst, als es schon zu dämmern begann. Nach weiteren zweieinhalb Stunden Busfahrt durch die Grafschaften Kent und Sussex Richtung Westen kamen wir schließlich in der Dunkelheit am verabredeten Treffpunkt, dem Martello Tower, einem alten Verteidigungsturm direkt an der Küste in Seaford nahe Brighton, an. Gespannt warteten wir im Dunkeln, ohne zu wissen, wo wir uns eigentlich genau befanden, auf die Ankunft von Chris, unserem „family organizer“, und den Gasteltern. Es war fast stockduster. Nach kurzer Zeit des Wartens wurden die Schülerinnen und Schüler schließlich von ihren Gastfamilien in Empfang genommen, bei denen sie die Woche über untergebracht waren.

Wir staunten alle nicht schlecht, als wir uns am nächsten Morgen um 8.00 Uhr dort wieder trafen und sahen, wo wir tatsächlich am Abend zuvor angekommen waren und geparkt hatten. Der Bus stand direkt an der Strandpromenade von Seaford. Nur ein paar Schritte über den Kiesstrand - und schon standen wir am Meer, das dort recht schnell tief wird. Jeden Morgen konnten wir so die frische Brise des Meeres und die wunderbare Brandung genießen, bevor wir wieder den Bus bestiegen, um einen unserer Ausflüge zu starten. An diesem Montag stand nach einem kurzen Aufenthalt im eleganten englischen Seebad Eastbourne, wo am Pier punktgenau um 9 Uhr eine Schülerin zu uns stieß, die privat hatte anreisen müssen, die Erkundung der Kreidefelsen rund um die Seven Sisters auf dem Programm. Wieder einmal hatte der Wettergott es gut mit uns gemeint. Blassblauer Himmel und Sonnenschein luden zunächst zu kurzen Spaziergängen rund um Beachy Head, die höchste Klippe der englischen Küste, und entlang des Cuckmere River ein, an dessen Mündung sich ein toller Blick auf die Kreidefelsen eröffnet. Unsere kleine Wanderung hoch zum Leuchtturm und wieder hinunter nach Birling Gap über federnde Wiesen und vorbei an atemberaubenden Klippen hoch über dem Meer mit spektakulären Ausblicken auf strahlendweiße Felsen und türkisfarbenes Meer wird uns wohl allen für immer in Erinnerung bleiben. Die Pferdenarren unter uns freuten sich besonders über die wilden Pferde, die auf den Wiesen über den Klippen grasten.

Als wir dann am frühen Nachmittag die Küste entlang nach Brighton, dem größten und berühmtesten englischen Seebad, fuhren, war der zunehmend graue, düstere Himmel auf einmal in orange-gelbes Licht getaucht. Ein Unwetter schien heraufzuziehen, und wir überlegten, was wir machen sollten. Von weitem schon sahen wir die Stadt und den berühmten Palace Pier von Brighton – hell erleuchtet wie am Abend. Es war halb drei nachmittags! Als Franz in der Nähe des Piers anhielt und wir ausstiegen, befanden wir uns direkt in der Nähe des Eingangs zum großen Aquarium – Sealife Brighton -, das in riesigen alten Gewölben aus dem 19. Jahrhundert untergebracht ist. Kurz entschlossen haben wir dann mit allen das Aquarium besucht und waren begeistert über die vielen Fische, Haie und Rochen. Da doch kein Unwetter ausgebrochen war und es auch nicht regnete, sind wir danach noch in Kleingruppen auf den Palace Pier gegangen und haben die Spielhallen – arcade games – und Fahrgeräte, Geschäfte, Andenkenläden und Fressbuden, die das ganze Jahr über geöffnet haben, unsicher gemacht. Wer wollte, konnte kostenlos auf blau-weißen Strandstühlen sitzen und sich den Wind um die Nase wehen lassen. Der Pier ist wirklich Kult und ein Muss, wenn man in Brighton ist.

 

Am Dienstag besuchten wir zunächst Arundel Castle mit seiner großen Gartenanlage – ein Schloss, das nach wie vor bewohnt ist und dem Herzog von Norfolk, einem (katholischen!) Mitglied des englischen Hochadels, gehört. Besonders beeindruckend waren die „state rooms“, vor allem der riesige Bankettsaal, in dem auch Filmaufnahmen gemacht worden sind für „Die junge Viktoria“, einen auch wegen seiner Ausstattung beeindruckenden Spielfilm über die Geschichte der jungen Königin Viktoria und Prinz Albert. Die Gärten mit ihren Blumen, Spalierbäumen und Springbrunnen waren wunderschön. Vor dem Besuch des Schlosses hatten wir noch ein bisschen Zeit, durch das kleine Städtchen Arundel zu spazieren, das sehr malerisch am Fluss Arun liegt, der wenige Kilometer weiter ins Meer mündet. Es war an diesem Morgen schon herbstlich kühl und viele froren ein wenig und suchten darum schnell wieder Zuflucht im warmen Bus bei Franz, bevor die Schlossbesichtigung begann. Danach ging es weiter nach Westen in die kleine Stadt Chichester, eine alte römische Gründung mit einer fast ganz erhaltenen Stadtmauer und wunderbaren gotischen Kathedrale, die wir in drei Gruppen auch besuchten. Der markante, hohe Turm der Kathedrale soll übrigens der einzige Kirchturm in England sein, den man vom Meer aus sehen kann. Im Anschluss konnten die Schüler selbstständig die Stadt erkunden. Viele waren hungrig und überglücklich, als natürlich auch in Chichester McDonald‘s, Burger King oder andere beliebte Lokalitäten gesichtet wurden, was bei jedem Ort, durch den wir mit dem Bus kamen, regelmäßig zu überglücklichen Ausrufen der Erleichterung und Freude bei den Schülern führte. Als wir uns am Market Cross wieder trafen und zum Busparkplatz zurückgingen, war es mittlerweile auch wieder sonniger und wärmer geworden. Und das Aufstellen in Zweier-Reihen hat ab Chichester auch richtig gut geklappt!! Auch dies war wieder ein schöner, erlebnisreicher Tag. Alle freuten sich aber besonders auf den nächsten Tag - für viele der Höhepunkt der Fahrt.

Denn Mittwoch fuhren wir nach London. Wie angekündigt, regnete es am Morgen. Aber wir saßen ja zunächst im Bus und hofften, dass der Regen bis London nachgelassen haben würde. Es nieselte noch leicht, als wir durch den Park von Greenwich zum Royal Observatory, wo sich der Null-Meridian befindet, gingen. An einem „rainy, foggy day in London town“ eröffnete sich uns hier ein erster großartiger Blick auf London. Von Greenwich aus fuhren wir per Schiff über die Themse nach Westminster. Viele Schüler zog es auf das offene Deck, obwohl dort alles regennass war. Glücklicherweise regnete es aber kaum noch, als die Fahrt Themse aufwärts endlich begann. Trotz der Aufforderung des Kapitäns, sich nicht zu stellen, hielt es niemanden mehr auf den Sitzen, als nach der Fahrt durch die Docklands schließlich die Tower Bridge und später die Houses of Parliament mit Big Ben in Sicht kamen. Die beeindruckende Fahrt endete für uns am Westminster Pier, wo wir direkt neben den Houses of Parliament und Big Ben ausstiegen und zu Fuß durch den St. James Park (Enten bitte nicht füttern!!) zum Buckingham Palace liefen. Die Besitzer des kleinen Imbissstands kurz vor dem Ausgang des Parks haben wohl das Geschäft ihres Tages gemacht, als ca. 52 hungrige Schüler mit Nutella bestrichene Waffeln und Getränke bei ihnen bestellten. Alle waren irgendwie glücklich. Die beiden jungen Frauen ließen sich nichts anmerken und bestrichen seelenruhig eine Waffel nach der anderen. Nach einem Fotostopp ging es weiter durch den Green Park zum Hard Rock Café mit Shopping-Stopp und dann über Piccadilly und Bond Street zur geschäftigen Oxford Street, wo vor allem Shopping-Interessierte auf ihre Kosten kamen. Am Ende waren wir froh, als wir es schließlich geschafft hatten, pünktlich mit allen in Whitehall Place, einer kleinen Parallelstraße von Great Scotland Yard, anzukommen, wo Franz mit dem Bus auf uns wartete. Der Rückweg von der Oxford Street hatte uns vorbei an China Town mit seinen Lampions, Leicester Square und Trafalgar Square mit Nelson’s Column und National Gallery geführt. Wir tauchten so ein wenig in das Leben auf den Londoner Straßen ein. Glücklich und erschöpft saßen wir am Ende dann wieder im Bus und fuhren in der Dämmerung und Dunkelheit vorbei an der Themse durch das erleuchtete London Richtung Autobahn.

Als wir am nächsten Tag erwartungsvoll und mit Vorfreude auf das Städtchen Rye und Hastings zum Martello Tower kamen, erwartete uns Franz, der schon am Bus herumwerkelte, mit einer Hiobsbotschaft: Der Bus sprang nicht an. Irgendetwas war kaputt, schließlich stellte sich, nachdem ein Automechaniker gekommen war, heraus, dass es ein Motorschaden war. Bevor das klar war und damit endgültig feststand, dass wir den Bus an diesem Tag nicht mehr würden benutzen können, nutzten wir die Zeit zunächst mit einer Wanderung auf die höchste Klippe von Seaford, Seaford Head, mit einer tollen Aussicht – das ist die Postkartenansicht - auf die Seven Sisters. Auf dem Rückweg – wir waren schon fast wieder unten beim Bus- verletzte sich eine Schülerin unglücklicherweise am Fuß, so dass sie nicht mehr gehen konnte. Sehr tapfer humpelte sie mit unserer Hilfe den Berg hinunter, was sehr mühselig war. Golfspieler und Mitarbeiter des nahegelegenen Golfclubs, die uns gesehen hatten, halfen uns sehr. Wir sind dann schließlich am Mittag doch noch mit dem Zug vom Bahnhof von Seaford über Lewes nach Hastings gefahren, wo wir um 15 Uhr ankamen. Die Zugfahrt in England war auch eine schöne Erfahrung. Die Menschen waren hilfsbereit und zuvorkommend. So musste die Schaffnerin 57 Fahrkarten mit ihrer kleinen Ticketmaschine ausdrucken, was eine ganze Weile dauerte und, als wir in Hastings ausstiegen, noch nicht abgeschlossen war! Und der Zug musste sofort wieder zurückfahren! Leider blieb nicht mehr ganz so viel Zeit, wie wir uns gewünscht hätten, für eine Erkundung der Stadt. Die Rallye, die wir eigentlich hatten machen wollen und für die sich schon Gruppen gebildet hatten, haben wir fast ganz streichen müssen. Es blieb aber noch Zeit, in Kleingruppen die letzten Souvenirs zu kaufen. Manche haben es sogar noch geschafft, zur malerischen „old town“ von Hastings zu gelangen mit der schönen George Street und den charakteristischen dunkelbraunen, holzgetäfelten „net shops“ – auf Deutsch „Netzschuppen“ -, in denen die Fischer von Hastings ihre Ausrüstung aufbewahren und die ein Wahrzeichen der Stadt sind. Es wäre schön gewesen, hier noch mehr Zeit zu haben, aber wir waren froh, dass wir an dem Tag überhaupt noch so viel hatten erleben dürfen – auch ohne Bus.

Am Freitag traten wir mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck die Heimreise an – zunächst in einem englischen Doppeldeckerreisebus, der gechartert worden war, und ab Calais mit einem neuen Bus aus Deutschland - und erreichten nach fast 12 Stunden Fahrt um genau 22 Uhr Eschweiler. Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern hat die Fahrt großen Spaß gemacht. Wir freuen uns schon auf nächstes Jahr, wenn wir in Hastings Quartier beziehen werden. Franz hat geschrieben, dass er sich auch schon freue! Mit neuem Bus!!

(R. Keuthen)