Ganz große Kunst – beeindruckendes Theaterstück heute

Wie kann man das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte kindgerecht zum Ausdruck bringen? Ralf Kiekhöfer hat dies heute in der Aula unserer Schule mit einfachen Mitteln auf höchst eindrucksvolle Weise gezeigt.

Papa, wir haben doch einen Schutzengel, oder?“ Wo es einem eigentlich die Sprache verschlägt, haben Ralf Kiekhöfer und Franz Josef Fendt immer wieder in schlichten Sätzen eindringliche Worte gefunden, ohne die Zuschauer zu sehr zu beschweren. Diese waren heute zahlreich erschienen – Kinder, Jugendliche, Erwachsene und sogar Senioren – und wurden von Schulleiter Winfried Grunewald herzlich begrüßt. Tatsächlich war das zu Recht preisgekrönte Theaterstück „Engel mit nur einem Flügel“ für das gesamte Altersspektrum geeignet, die traurige und zugleich tröstliche Geschichte von Robert Goldstein zu erzählen. Mit wenigen Requisiten und zwei Handpuppen ließ der Künstler Bilder einer Welt entstehen, die für viele der Zuschauer bisher völlig unbekannt war. Eine einfache Holzkiste wird vom Plumsklo zum Stehpult, ist Hauswand oder Ofenbank. Immer wieder ist es den Autoren gelungen, komische Elemente einzubauen, ohne die Thematik zu verflachen. Kiekhöfer schlüpfte in die verschiedensten Rollen und spielte jede von ihnen überzeugend. Nachdem „der dicke Wilhelm“ Robert aufgelauert und ihn bedroht hatte, sprach Ralf Kiekhöfer die Zuschauer direkt an und stellte die Diskriminierung der Juden während der Zeit des Nationalsozialismus in einen größeren Kontext. Ob wir nun katholischen, evangelischen, muslimischen oder jüdischen Glaubens seien, niemand wolle wegen seines Glaubens diskriminiert werden. „Wo fahren wir hin, Papa?“ Am 13. April 1943 wird der jüdische Junge aus dem Zugwaggon Nr.8 in Richtung Theresienstadt gerettet, indem sein Vater ihn bei einem ungeplanten Halt beherzt einem französischen Bauern anvertraut. „Ich habe uns ein Kind mitgebracht!“ Auch die warmherzige französische Bäuerin Madeleine verkörperte Ralf Kiekhöfer großartig. Nach sechs Jahren treffen Vater und Sohn sich dann in Paris wieder. Zu dem Verlust von Mutter und Schwester findet der Vater mit Blick zum Himmel ein tröstliches Bild: „Mama und Sarah haben einen Stern.“

Langen Beifall gab es für den Künstler und sein berührendes Theaterstück von den kleinen und großen Gästen. Ralf Kiekhöfer bedankte sich seinerseits augenzwinkernd dafür, dass so viele freiwillig an einem Samstag in die Schule gekommen seien.

Im anschließenden Gespräch verriet er, dass er das Stück inzwischen etwa 400 Mal gezeigt habe, die heutige Aufführung bei uns jedoch eine Premiere dahingehend gewesen sei, als er erstmals auch Musikeinspielungen eingebaut habe. Dies zeigt einmal mehr die große Professionalität des Künstlers, denn davon war nichts zu bemerken.

Die Kulturinitiative Städtisches Gymnasium Eschweiler e.V. hat mit der heutigen Theateraufführung ihre dritte Veranstaltung erfolgreich über die Bühne gebracht. Ziel des Vereins ist es, so die Vorsitzende Vera Wunsch bei ihrer Begrüßung der Zuschauer, der Kinderkultur in Eschweiler mehr Raum zu geben. Unter den Zuschauern befand sich auch Fithe, der mit seiner bezaubernden Inszenierung von „Peter und der Wolf“ im November im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe bei uns auf der Bühne stand. Unter dem Motto „NiXX wie hin!“ wird am 3. März 2018 das Theater „Die Stromer“ aus Darmstadt mit einer theatralen Spielshow für Menschen von 8-88 Jahren erwartet. Wieder etwas ganz anderes, getreu der Zielsetzung, eine bunte Mischung aus Konzerten, Schauspiel und anderen Theaterformen auf den Spielplan zu setzen.

(B.Coenen)