Interview-Serie „Ehemalige und ihr beruflicher Werdegang“ – HEUTE: Celina Wolf

Im Verlauf dieses Schuljahrs stellen wir hier auf unserer Homepage ehemalige Schülerinnen und Schüler des Städtischen Gymnasiums Eschweiler vor, deren Lebenswege nach ihrem Abitur für unsere Schülerschaft gerade in der gegenwärtigen Situation interessant und ermutigend sein können.

Heute freuen wir uns sehr, das Interview mit Celina Wolf präsentieren zu können, die sich neben ihrer Tätigkeit als Studiengangskoordinatorin an der RWTH Aachen Zeit genommen hat, unsere 10 Fragen zu beantworten. Vielen Dank dafür!

Nachgefragt – Ehemalige und ihr beruflicher Werdegang – Celina Wolf

1.      Wie lange liegt Ihre Schulzeit am Städtischen Gymnasium Eschweiler zurück?

Im vergangenen Juni waren es tatsächlich schon 10 Jahre.

 

2.      Wann wussten Sie, welchen beruflichen Weg Sie einschlagen wollten?

Englisch und Französisch waren immer meine Lieblingsfächer und sind mir auch sehr leicht gefallen. Daher war mir klar, dass ich in jedem Fall „etwas mit Sprachen machen“ möchte. Natürlich geht der erste Gedanke dabei in Richtung Lehramt, aber das wollte ich nicht. Beim Erklären bin ich sehr ungeduldig, das ist als Lehrerin nicht die beste Eigenschaft. Relativ kurz vorm Abi habe ich dann herausgefunden, dass es in Köln den Bachelorstudiengang Mehrsprachige Kommunikation gibt. Das klang sehr vielversprechend, weil ich mir die Optionen, in welche Richtung es später genau gehen sollte, noch etwas länger offenhalten konnte. Allerdings auch, weil es in diesem Studiengang die Vertiefung „Übersetzen“ gab, was mich ebenfalls sehr gereizt hat.

 

3.      Welcher beruflichen Tätigkeit gehen Sie heute nach?

Ich bin Studiengangskoordinatorin an der RWTH International Academy gGmbH. Das ist das offizielle Weiterbildungsinstitut der RWTH Aachen. Aktuell bin ich für einen unserer sieben englischsprachigen Masterstudiengänge zuständig. Wir betreuen und unterstützen internationale Studierende von ihrer Bewerbung an über den Studienbeginn und Studienverlauf bis hin zum Abschluss, wobei für die Abschlussphase zwei meiner Kolleginnen im Speziellen verantwortlich sind. Im Grunde ist von Beratungsgesprächen, über Event-Management und Kurs- und Modulverwaltung von Allem ein Bisschen dabei.

4.      Welche Ausbildungsschritte lagen davor?

Ich habe nach dem Abi den Bachelor Mehrsprachige Kommunikation in Köln studiert. Das ist eigentlich eher einer dieser „alles und nichts“ Bachelorstudiengänge. Nach dem Abschluss und einem freiwilligen, dreimonatigen Praktikum in einem Übersetzungsbüro, habe ich den Master Fachübersetzen angeschlossen. Der Einstieg als Übersetzerin ist allerdings gar nicht so einfach. Da bleibt in den meisten Fällen nur die Arbeit für eine Agentur oder als Freiberufler:in. Nach meinem Abschluss habe ich sehr schnell zunächst eine Stelle als Projektmanagerin für eine Übersetzungsagentur bekommen und wollte von dort aus weiterschauen. Nach zwei Jahren habe ich dann tatsächlich den Schritt in die Selbständigkeit gewagt. Ich habe allerdings relativ bald festgestellt, dass ich nicht der Typ Mensch bin, der den ganzen Tag allein zu Hause vor dem Bildschirm verbringen kann. Mir hat das Miteinander mit Kollegen gefehlt; und auch das eigentliche Übersetzen im Berufsalltag hat mich nicht wirklich erfüllt. Also habe ich mich schon nach acht Monaten auf meine aktuelle Stelle beworben und kann jetzt mit großer Zufriedenheit sagen, dass ich meinen Traumjob gefunden habe… ohne, dass ich vorher überhaupt wusste, dass es so einen Job gibt.

5.      Womit verbringen Sie die meiste Zeit an einem typischen Berufstag?

Das kommt ganz darauf an, in welchem Zyklus wir im Jahr sind. Zur Bewerbungsphase im Winter und Frühjahr bin ich zum Großteil damit beschäftigt, Bewerbungen zu prüfen und Bewerber zum Bewerbungsprozess und Studiengang zu beraten. Im Sommer ist es etwas ruhiger, da hat man mehr Zeit für die eingeschriebenen Studierenden, kann zum Studienverlauf beraten, Informationsveranstaltungen oder Freizeitevents organisieren und auch ein Auge darauf haben, wie die Studierenden mit den Modulen zurechtkommen (Stichwort Qualitätsmanagement). Ganz aktuell begrüßen wir jetzt im Herbst unseren neuen Jahrgang 2021 und haben hier verschiedenste Einführungsveranstaltungen geplant. Daneben haben alle meine Kolleg:innen im Team die Verantwortung für eigene, übergreifende Projekte. Ich betreue zum Beispiel u.a. unser Stipendienportfolio für eingeschriebene Studierende.

 

6.      Was mögen Sie an Ihrem Beruf am liebsten?

Die Mischung aus Organisieren und Planen und der Kommunikation mit anderen Menschen (in meinem Fall den Studierenden und Dozierenden und selbstverständlich meinen Kolleg:innen) ist genau das, was ich mir von einem Job immer erträumt habe. Als Studiengangskoordinator:innen stehen wir irgendwo zwischen Administration, Projektmanagement und Event-Management und das macht einfach Spaß. Außerdem habe ich das Glück, dass wir innerhalb unserer eigenen Projekte viel Freiraum haben, Prozesse selbst zu gestalten und eigene Ideen einzubringen. Bevor ich diese Stelle angefangen habe, war mir nicht bewusst, dass mir die Möglichkeit mich „auszutoben“ an einem Job so wichtig ist.

 

7.      Worauf führen Sie ihren beruflichen Erfolg mehr zurück – auf Glück oder eigene Leistung?

Ich würde sagen auf eine Mischung aus beidem. Mich hat vor allem viel Eigeninitiative und Enthusiasmus für die Sache weitergebracht, und ab und an auch etwas Mut. Der Sprung über den eigenen Schatten bringt einen manchmal Kilometer weiter. Aber klar, etwas Glück und ein Händchen für den Richtigen Moment, spielen auch immer eine Rolle. Es war zum Beispiel Glück, dass meine aktuelle Stelle genau zu dem Zeitpunkt ausgeschrieben war, als ich entschlossen hatte, der Selbständigkeit den Rücken zu kehren. In die drei darauffolgenden Bewerbungsgespräche bin ich dann aber mit guter Vorbereitung, Motivation und ja, auch Mut gegangen.

 

8.      Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie mit dem Wissen von heute einen anderen Weg wählen?

Nein, absolut nicht. Es war kein gerader Weg auf einen bestimmten Job zu und ich habe sicherlich auch Entscheidungen getroffen, auf die ich heute mit etwas Zähneknirschen zurückblicke. Ich habe auch immer wieder an meiner Studien- und auch Berufsentscheidung gezweifelt, weil ich mit keinem meiner vorigen Jobs wirklich glücklich war. Aber letztlich hat mich alles das, was dann aus diesen Entscheidungen entstanden ist, dahin geführt, wo ich heute bin. Ich habe immer auf mein Bauchgefühl gehört und habe das bisher noch nie bereut.

 

9.      Was raten Sie heutigen Schülerinnen und Schülern, die nach Orientierung suchen?

Sucht nicht zu verbissen nach einem bestimmten Jobtitel. Es ist nicht schlimm, wenn am Ende eines Studiums – gerade in den geisteswissenschaftlichen Fächer – kein spezifischer Beruf steht. Es entstehen zurzeit ständig neue Profile und Aufgaben. Vielleicht gibt es den Job, der für euch der Ideale ist, heute noch gar nicht. Ich habe mich immer gefragt „Wofür kann ich mich begeistern?“ „Was macht mir Freude?“ „Was ist mir wichtig?“ und habe mich davon leiten lassen. Seid euch selbst treu und seid auch ehrlich zu euch selbst! Es ist keine Schande einen Weg nicht zu Ende zu gehen, sondern einen Trampelpfad querab zu betreten. Als ich mit meiner Selbständigkeit begonnen habe, hatte ich fest geplant, dass ich mindestens fünf Jahre freiberuflich arbeiten möchte. In dem Moment, in dem mir aber klar wurde, dass mir das Übersetzen nicht genug Freude bereitet, die Anstrengung einer Selbständigkeit hinzunehmen, habe ich sofort angefangen, nach einer Festanstellung zu suchen. Ich wollte auf keinen Fall aus falschem Stolz heraus in einer Situation gefangen sein, die mich mittel- und langfristig zermürbt hätte.

 

10.  Wie lautet Ihr persönliches Motto oder ein Sprichwort, das Sie besonders mögen?

When you get to the end of your rope, tie a knot, hang on and swing – Wenn man mit einer Situation nicht weiterkommt, einfach mal loslassen, etwas anderes tun, den Kopf frei machen, Spaß haben. Meistens kommt die richtige Idee dann fast von allein.