Poetry-Slam im Literaturkurs: Teil 5 – „Vielleicht gleich“

Im letzten Schuljahr hat sich der Literaturkurs der Q1-11 mit dem Thema „Rassismus“ beschäftigt. Nachdem bereits einige Monologe der Schüler/innen auf der Homepage veröffentlicht worden sind, folgen nun die Ergebnisse des Abschlussprojekts: Ein Poetry-Slam.

Zunächst setzten sich die Schüler/innen mit einigen Beispielen bekannter Poetry-Slammer/innen auseinander, um so zu einer Definition zu gelangen: Poetry-Slam-Texte sind kurze selbstverfasste Texte, die bei einem Poetry-Slam vorgetragen werden. Im Anschluss wurden dann erste eigene Texte verfasst und deren Präsentation eingeübt. Höhepunkt war der große Abschluss-Slam, bei dem jede/r einen Text zum Thema „Menschenrechte“ präsentierte. Einige Beispiele sollen hier im Laufe des Schuljahres veröffentlicht werden. Die vorangegangenen Texte sind im News-Archiv zu finden. Die Illustration wurde gestaltet von Rosch Mahmud aus dem Literaturkurs 2017/18.

J. Hildebrandt

 

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Solidarität begegnen.“

So lautet der erste Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, welcher wohl auch einer der bekanntesten ist. Er fasst die Hauptgedanken der Menschenrechtserklärung zusammen, ob es Gleichheit vor Gesetz oder Verbot von Diskriminierung ist, alle anderen Gesetze bauen letztendlich darauf auf. Deswegen ist es wichtig, sich zuallererst über die Grundbegriffe Freiheit und Gleichheit klar zu werden.

Schaut man sich die Geschichte der Menschheit an, fällt auf, dass Freiheit und Gleichheit zu keiner Zeit gegeben waren. Es gab immer schon verschiedene Schichten in der Gesellschaft. Privilegierte Menschen an der Spitze und die breite Masse darunter.

Freiheit, lateinisch „libertas“, ein Zustand, in dem jemand frei von bestimmten persönlichen oder gesellschaftlichen Bindungen oder Verpflichtungen ist und sich in seinen Entscheidungen oder ähnlichem nicht eingeschränkt fühlt.

 

Was ist frei?

Frei ist man wie „die Gedanken sind frei“.

Frei ist man, wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.

Frei ist man, zu lieben und zu hassen, zu kommen oder verlassen, was mich schwächt und ächzt.

Frei ist man zu sein oder nicht zu sein.

 

Aber wie frei ist der Mensch?

Kann er wählen, woran er glaubt, kann er tun, was er will?

Darf er seine Meinung sagen?

Muss er sich an Regeln und Gesetze halten?

Gibt es Unterschiede auf der Welt?

Von Asien, Afrika über Europa bis nach Deutschland?

Wie frei ist der Mensch?

 

Freiheit entsteht aus Gleichheit, denn ohne Gleichheit gibt es keine Freiheit. Ein Mensch kann niemals frei sein, wenn er auf Grund von Geschlecht, Religion, Herkunft etc. minderwertig behandelt wird und deswegen weniger Chancen erhält.

Égalité, Gleichheit, das große Schlagwort der französischen Revolution. Ein Wort, welches nicht in Frage gestellt werden sollte und doch fragt man sich wie Menschen „gleicher“ sein können als andere. Rassistische Tendenzen, Ausgrenzung …

„Das wir man doch wohl noch sagen dürfen!“

Nein! Darf man eben nicht!

 

Eine schmerzhafte Vergangenheit,

auf der ich mit respektlosen Aussagen herumreit

Während ich vorwärts gehe

Bleibst du hinten stehen

 

Ich werde aus dem Schlaf gerissen

Laute Geräusche, Bomben und Schüsse

Auf nassem kaltem Boden, meine Klamotten zerrissen

 

Bin Orientierungslos,

müsste mich schon an den Alltag gewöhnt haben.

Alltag … zu dem hätte es nie kommen sollen.

 

Früher geweckt vom Wecker im Morgengrauen,

doch heute kommt mir jeden Tag aufs Neue das Grauen

 

Das Aufwachen jeden Tag ein neues Wunder

Weiß nie, ob es sich am darauffolgenden Tag wiederholen wird

Lebe in Angst und Trauer

Bumm

Das Gebäude vor mir verliert den Halt und ich langsam auch

Meine Familie ist im Krieg umgekommen,

doch ich sitze hier allein auf dem kaltem Boden und wünschte mir, sie hätten mich mitgenommen.

 

Nimm den Sichtschutz ab,

hol die Stöpsel aus den Ohren.

Unternimm etwas,

Komm aus deiner Blase raus und horche den Stimmen.

 

Was ist gleicher?

Bin ich gleicher?

Wie werde ich gleicher?

 

Gäbe es keinen Unterschied in der Behandlung von Mann und Frau, Schwarz und Weiß, Arm und Reich

Wäre die Welt vielleicht gleich.

 

Leticia