Poetry-Slam im Literaturkurs - Text 3 : „Eine Geschichte über unsere Welt“
Eine Geschichte über unsere Welt
Lass mich dir eine Geschichte erzählen,
eine Geschichte über unsere Welt.
In der Geld die Welt regiert,
Ausbeutung zur Tagesordnung gehört
und Worten keine Taten folgen.
Wir leben in einer Welt, in der
Atomkraftwerke wieder eingeschaltet werden,
obwohl sie jeden Moment explodieren könnten
und das alles nur, um Geld zu machen.
Zählt das Leben eines Menschen etwa
so viel weniger als einfache Papierfetzen?
Wir leben in einer Welt, in der
mehr Geld in Militär und Waffen gesteckt wird,
als in die Bildung der Kinder,
die unsere Zukunft sichern.
Und Menschen sich abmagern
oder mit Botox vollspritzen, um
tödlichen Schönheitsidealen zu entsprechen.
Wir leben in einer Welt, in der
Geld aus dem Fenster geworfen wird,
während sich andere tagtäglich zu Tode arbeiten,
nur um ein Stückchen Brot kaufen zu können.
Mit einer Politik voller leerer Worte und Versprechungen,
die 3000 Probleme gleichzeitig diskutiert und
hinterher doch zu keinem einzigen eine Lösung findet.
Wir leben in einer Welt, in der
Menschen das Maul aufreißen,
weil sie meinen, es besser zu wissen
und die, die es eigentlich besser wissen,
das Wort nicht ergreifen,
weil ihnen sowieso niemand zuhört.
Menschen sich in ihren Fantasiewelten verschanzen,
weil sie die Realität nicht ertragen können,
Suizid wie der letzte Ausweg scheint
und die Menschenwürde weniger zählt,
als Macht, Geld und Erfolg.
Wir leben in einer Welt, in der
seit Jahrzehnten Kriege herrschen,
um die wir uns nicht scheren,
weil sie uns ja nicht betreffen,
und Menschen bereit sind auf
kaputten, überfüllten Booten zu sterben,
weil sie in ihrer Heimat eh verhungern würden.
Die ganzen Naturzerstörungen will ich
Gar nicht erst aufzählen.
Denn sind wir mal ehrlich:
Was interessiert uns das?
Das ist ja alles so weit weg!
Wir leben in einer Welt voller
Hass und Wut,
Trauer und Angst,
Leiden und Schmerzen,
Verzweiflung und Einsamkeit.
Wir bekämpfen Kriege mit Kriegen,
begegnen Leiden mit Leiden
und anstatt zu helfen, streuen wir
nur noch mehr Salz in die Wunden der Menschen.
Wir zeigen anderen ihre Fehler auf,
doch werten es selbst als persönliche Beleidigung,
wenn jemand es wagt, uns zu kritisieren.
Wir benutzen jeden Tag Worte,
wie Schlampe oder Hurensohn,
aber Danke, Bitte und Entschuldigung
gehören zu den schwierigsten Fremdwörtern,
weil wir nie gelernt haben, sie zu benutzen.
Und wenn wir ehrlich sind,
wollen wir das auch gar nicht,
denn womit haben andere unser
Danken, Bitten und Entschuldigen verdient?
Und hinterher fragen sich dann wieder alle,
wo doch die Menschlichkeit der anderen geblieben ist.
Unsere Welt ist kalt, gefühllos,
... schrecklich ...
Und wir akzeptieren diesen Zustand,
weil wir glauben, nichts ändern zu können.
Aber was wäre, wenn
wir mit einem Lächeln in die Welt gehen würden?
Wenn wir jeden Tag eine gute Tat vollbringen würden?
Wenn wir lieben statt hassen,
lachen statt weinen,
gönnen statt neiden,
zusammenhalten statt bekriegen
und respektieren statt diskriminieren?
Könnten wir dann diese Welt nicht
ein Stückchen besser machen?
Laura Schubert