Poetry-Slam im Literaturkurs - Text 5 : „Gegrübel“

Im letzten Schuljahr hat sich der Literaturkurs der Q1-11 mit dem Thema „Poetry-Slam“ beschäftigt. Die Idee hierzu hatte Sport- und Mathematik-Referendar Tim Mössing, der zusammen mit Julia Bauer, ebenfalls Referendarin, und dem Kurslehrer Jan Hildebrandt eine entsprechende Unterrichtsreihe entwickelte. Zunächst setzten sich die Schüler/innen mit einigen Beispielen bekannter Poetry-Slammer/innen auseinander, um so zu einer Definition zu gelangen: Poetry-Slam-Texte sind kurze selbstverfasste Texte, die bei einem Poetry-Slam vorgetragen werden. Im Anschluss wurden dann erste eigene Texte verfasst. Schließlich hatten die Kursteilnehmer/innen mehrere Wochen Zeit, um einen Text für die große Abschlusspräsentation zu entwickeln. Einige Beispiele sollen hier im Laufe des Schuljahres veröffentlicht werden. Die vorangegangenen Texte sind im News-Archiv zu finden. Die Illustration wurde eigens für die Schulhomepage von Rosch Mahmud gestaltet.

(J. Hildebrandt)

Gegrübel


Ich bin vom Geld gelenkt

Die Zeit drängt

In hässliche Klamotten gezwängt

Es kann losgehen.


Graue Mauern auf dem Weg den ich geh

Jeden Tag aufs Neue

Und nichts mehr

Worauf ich mich noch freue.


Soll mich an Regeln halten

Arbeiten und funktionieren

Darf mich nicht blamieren

Sonst muss ich kassieren

Aldi, schönen Sachen

Hab ich bereits vergessen.


Ich komme nach Hause und grübel

Mir wird übel

Hinterfrage die Dinge und merke

ALLES IST EINE LÜGE

Und meine Laune bekommt sadistische Züge.


Ich wünsche mir den Tod der Schwachen

Und wünsch mir den Reichtum der Starken

Mit welcher Begründung

Sollte ich die Regeln und Gesetze befolgen?

Sie verdrehen alles

Richtig und Falsch

Gut und Böse

Und drängen uns in einen Käfig aus Zwängen.


Alles was uns ausmacht

Die Gewalt, das Töten

Das Streben nach Macht

Wird vom System unterdrückt und zur Nichte gemacht.


Wie sehr ich es liebe

Diese Unterdrückung der menschlichen Triebe

Ich frag mich

Wie lange können wir noch so weiter machen

Ohne uns gegenseitig zur Beute zu machen?


Warum sollte ich meinen Nächsten lieben?

Jeder ist sich selbst der Nächste

Sollte ihn vernichten und zerhieben

Denn ich hasse meinen Nächsten wie mich selbst.


Ich wache auf

Verliere alles

Schon am Morgen

In meinem Kopf das Gegrübel

Mir wird wieder übel

Denn ich weiß:

Ich wurde belogen und betrogen!

Und das mein ganzes Leben lang.


Wurde als Sklave geboren

Doch will nicht als Sklave sterben

Hab getan was man mir sagte

Selten, dass ich was hinterfragte

Doch damit ist Schluss

Es ist klar das was getan werden muss!


Doch andererseits …

Bin ich vom Geld gelenkt

Und die Zeit drängt

Und ich hab mich sowieso schon in hässliche Klamotten gezwängt

Also geh ich

Wiedermal aufs Neue in eine Welt

Auf die ich mich schon lange nicht mehr freue

Ich hoffe, dass ich das nicht bereue.


K3vin