Poetry-Slam im Literaturkurs – „Verschieden und doch so gleich“

Im letzten Schuljahr hat sich der Literaturkurs der Q1-11 mit dem Thema „Rassismus“ beschäftigt.

Nachdem bereits einige Monologe der Schüler/innen auf der Homepage veröffentlicht worden sind, folgen nun die Ergebnisse des Abschlussprojekts: Ein Poetry-Slam.

Zunächst setzten sich die Schüler/innen mit einigen Beispielen bekannter Poetry-Slammer/innen auseinander, um so zu einer Definition zu gelangen: Poetry-Slam-Texte sind kurze selbstverfasste Texte, die bei einem Poetry-Slam vorgetragen werden. Im Anschluss wurden dann erste eigene Texte verfasst und deren Präsentation eingeübt. Höhepunkt war der große Abschluss-Slam, bei dem jede/r einen Text zum Thema „Menschenrechte“ präsentierte. Einige Beispiele sollen hier im Laufe des Schuljahres veröffentlicht werden. Die vorangegangenen Texte sind im News-Archiv zu finden. Die Illustration wurde gestaltet von Rosch Mahmud aus dem Literaturkurs 2017/18.

J. Hildebrandt

 

Verschieden und doch so gleich

 

Letzte Woche war ich mit meiner Familie essen. Wir saßen im Alten Posthof in Aachen und haben uns unterhalten, während wir auf unser verspätetes Essen gewartet haben. An dem Tisch unmittelbar neben uns saß eine offensichtlich deutsche Familie mit drei Kindern, Eltern und Großeltern. Eines der Kinder war ein ca. zwei Jahre altes Mädchen. In einem anderen Restaurant in der Nähe saß ein junges Pärchen, die Frau schien deutscher Herkunft zu sein der Mann asiatischer. Sie hatten auch einen ca. zwei- oder dreijährigen Sohn und nach nicht allzu langer Zeit bemerkten das kleine Mädchen und der asiatische Junge einander. Sie näherten sich einander zunächst schüchtern und nach einigen Minuten konnten wir den beiden beim ausgelassenen Spielen zusehen. 30 Minuten später spiegelten sie ihre Bewegungen und lachten unbeschwert miteinander.

Aber … warum ist mir dieser Moment so detailliert im Gedächtnis geblieben und warum erzähle ich euch das jetzt? Ganz einfach: Einem zweijährigen Kind ist es egal, wie sein Gegenüber aussieht, ob schwarz, weiß, asiatisch oder türkisch … Ein Kind macht dort keinen Unterschied.

Doch warum tun wir's? Warum tut es die Gesellschaft? Warum erleben so viele von uns noch täglich Diskriminierung aufgrund unserer Herkunft oder unserer Religion? Was ist der Unterschied zwischen einer Frau mit Kopftuch und einer ohne, was ist der Unterschied zwischen einem dunkelhäutigen Mann und einem weißen Mann? Was ist der Unterschied zwischen einem asiatischen Jungen und einem deutschen Mädchen?

Mein Kopf ist voller Fragen ... Fragen, Fragen, Fragen. Aber … haben wir nicht alle ein Herz mit zwei Kammern, ein Gehirn mit zwei Gehirnhälften, eine Lunge mit zwei Flügeln, 206 Knochen, über 650 Muskeln, zwei Beine und zwei Arme mit jeweils 10 Fingern und Zehen … und eine ganze Menge Haut, die all das bedeckt? Eine Hülle um das Wesentliche? Unser Äußeres, das all das umschließt. Wir sind alle verschieden, und doch so gleich.

Nun, wer oder was entscheidet jetzt, dass ich mehr wert bin, weil ich weiß bin, oder dass ich weniger wert bin, weil ich Moslem bin, dass meine Freunde Ghetto sind, weil sie schwarz sind, oder dass meine Schwester depressiv ist, weil sie ihre Haare gefärbt hat und sich anders anzieht? Wir alle sind individuell, dick/dünn, groß/klein, schwarz/weiß, Christ/Moslem, und und und. Ist das nicht etwas Gutes? Ist das nicht, was wir wollen sollten? Warum ist das nicht, was wir wollen? Warum werden Menschen anders behandelt, nur weil sie sich anders kleiden, anders aussehen oder aus einem anderen Land kommen?

Wie gesagt … Fragen, Fragen, Fragen. Und ich lechze nach Antworten.

Angenommen ich komme morgen mit einer grünen Hose zur Schule und einer von euch hat eben genau dieselbe Hose an, freut ihr euch? Ich denke nicht … Da hab ich mir so eine coole ausgefallene Hose gekauft und ausgerechnet am gleichen Tag hat die jemand anders auch an, was ein Mist! Wir wollen alle individuell und einzigartig sein, also warum lassen wir einander nicht und akzeptieren unsere Vielfalt. Die Vielfalt der Menschheit und die Möglichkeit anders zu sein.

Liebt euer Gegenüber und schätzt ein Jedermann auf diesem Planeten, respektiert einander und hasst euch nicht. Der Welthass auf dieser Erde ist überwältigend und unglaublich, seid kein Teil dessen. Seid ihr selbst und überzeugt euch von eurer eigenen Idee. Lebt miteinander nicht gegeneinander.

 

Imani Djedovic