Altgriechisch (WPII) - Ein kleiner Rückblick auf die letzten Monate

Chairete!

Seit letztem Jahr lernen Schüler*innen aus der neunten Jahrgangsstufe im WPII-Bereich zum ersten Mal Altgriechisch bei uns an der Schule.

 

Im PDF-Dokument sind auch die griechischen Buchstaben bzw. Wörter ergänzt.

 

Die griechischen Schriftzeichen und das griechische Alphabet (alpha, beta, gamma, ...)  wirkten auf den ersten Blick vielleicht etwas einschüchternd, waren dann aber doch schnell gelernt. Und mit den ersten grammatikalischen Grundlagen und einem entsprechenden Wortschatz können alle im Kurs inzwischen bereits griechische Texte, z.B. kleine mythologische Erzählungen oder philosophische Dialoge, flüssig lesen und übersetzen. Über die Inhalte wird im Anschluss diskutiert.

Sehr viele deutsche Fremdwörter können die Kursteilnehmer*innen bereits jetzt souverän herleiten: Z. B. den Fachbegriff Neolithikum, der sich aus lithos - Stein und neos - jung, neu (dt. Jungsteinzeit) zusammensetzt, oder Begriffe wie Grafik (graph? / graphe) und Therapie (therapeuo).

Thematisch haben wir uns zunächst - auch auf Wunsch der Schüler*innen - mit der griechischen Mythologie beschäftigt: Wer waren diese Götter, welche Aufgaben und Bedeutung für die Griechen hatten sie? Die Schüler*innen haben selbst verschiedene Mythen mittels Präsentationen vorgestellt: Die Geschichte von der Entführung Persephones durch Hades z.B. bot den Menschen in der Antike eine Erklärung für die Jahreszeiten.

Danach stand das Thema Philosophie im Mittelpunkt.

Den Namen "Sokrates" hat jeder schon einmal gehört, aber wer war dieser Mann und warum ist er so berühmt? Sokrates, ein Philosoph, lebte im Athen des 5. Jahrhunderts vor Christus. Im Alter von siebzig Jahren wurde er wegen Gottlosigkeit und Verführung der Jugend angeklagt. Ein Auszug aus seiner Verteidigungsrede, in der Sokrates und Meletos (sein Ankläger) miteinander diskutieren, wurde einstudiert und im Kurs (natürlich auf Griechisch) gekonnt im Rollenspiel vorgestellt.

Obwohl Sokrates selbst keine Schriften hinterließ, wissen wir durch seine Schüler Platon und Xenophon einiges über ihn. Sokrates, der immer für ein Gespräch zu haben war, zeigte seinen Mitmenschen im Dialog, dass jedes Nachdenken wieder zu neuen Fragen und Zweifeln führt und jedes Wissen eigentlich Nichtwissen ist.

Sokrates unterhielt sich mit seinen Gesprächspartnern über Themen wie: Was ist Gerechtigkeit? Was ist das Gute? u. a.  Über diese Fragen wurde auch in unserem Kurs nachgedacht. Ihre Gedanken haben die Schüler*innen in eigenen Dialogen, die an Sokrates' Gesprächsführung, den Sokratischen Dialog angelehnt wurden, festgehalten. Hier ein Beispiel:

 

Ein sokratischer Dialog

 

Sokrates: "Was ist Gerechtigkeit, Platon?"

 

Platon: "Gerechtigkeit ist, wenn alle gleich behandelt werden."

 

Sokrates: "Aber was ist mit Leuten, die anderen Schaden zugefügt haben? Sollen diese nicht bestraft werden?"

 

Platon: "Doch, natürlich."

 

Sokrates: "Gerecht aber wäre es doch, ihnen eine zweite Chance zu geben, oder? Stelle Dir mal vor, Du wärst unschuldig zum Tode verurteilt, das wäre doch ungerecht."

 

Platon: "Du hast vollkommen recht. Man sollte die Menschen, die schuldig sind, so bestrafen, dass sie, je nach dem, wie schlimm die Tat war, eine schlimme oder nicht so schlimme Strafe bekommen. Bei dieser sollte die Möglichkeit auf eine zweite Chance bestehen."

 

Sokrates: "Nun werden immerhin die Gesetzesbrecher oder Gewalttäter gerecht behandelt, aber was ist mit dem Rest des Volkes?"

 

Platon: "Der Rest des Volkes wird gleichermaßen gut behandelt, hat dieselben Rechte und dieselben Möglichkeiten."

 

Sokrates: "Du sagst also, dann würden alle jeden Beruf ausüben dürfen und dasselbe Gehalt bekommen, egal wie hart und wie viel sie arbeiten."

 

Platon: "Aber nein! Jeder kann sich aussuchen, was er lernen möchte und dies dann machen. Und desto länger und härter man arbeitet, desto mehr verdient man."

 

Sokrates: "Wer aber entscheidet, wer hart arbeitet und wer nicht? Kann überhaupt gesagt werden, welche Arbeit hart und welche nicht hart ist?"

 

Platon: "Vielleicht sollte dies das Volk entscheiden."

 

Sokrates: "Nicht jeder kennt alle Berufe. Und würde nicht jeder seinen Beruf als den härtesten bezeichnen?"

 

Platon: "Das ist gut möglich. Aber kann es dann überhaupt Gerechtigkeit geben?"