Corona trifft Theater – Online-Abschlusspräsentation des Literaturkurses (Teil 6)

Was wäre eigentlich gewesen, wenn Romeo nicht zu Julia hätte gehen können, weil so eine kleine Pandemie mit Ausgangssperre dazwischengekommen wäre? Und was wäre dann aus Antigone oder Woyzeck geworden?

Der Literaturkurs verrät es in seiner Online-Abschlusspräsentation! Vorstellungen abgesagt – wir machen trotzdem Theater: Eine szenische Collage aus Texten der Weltliteratur hätte in diesem Jahr auf dem Programm gestanden. Hiervon ausgehend haben die Schüler/innen Monologe ihrer Figuren erarbeitet (und in einer Videokonferenz präsentiert). Sie sollten sich vorstellen, dass ihre Figur unmittelbar vor der eigentlich zu spielenden - und bereits eingeprobten - Szene die Nachricht erhält, wegen einer gefährlichen ansteckenden Krankheit sofort in Quarantäne zu müssen.

Die Monologe der Schüler/innen werden bis zu den Ferien in loser Folge auf der Homepage präsentiert. Ältere Beiträge sind im Nachrichten-Archiv zu finden. (J. Hildebrandt)

 

Monolog 6: Beatrice aus William Shakespeares „Viel Lärm um nichts“

Darum geht es: Beatrice und Benedikt sollen, ohne selbst davon zu ahnen, miteinander verkuppelt werden. Beiden wird glauben gemacht, der jeweils andere sei in ihn verliebt. Doch bevor die beiden zueinander finden, liefern sie sich noch einige Wortgefechte.

 

Endlich einen Platz zum Sitzen gefunden. Diese Party ist außerordentlich langweilig. Ohne diese gute Flasche Chardonnay würd‘ ich das hier kein Stück ertragen. Wo ist eigentlich Benedikt ... Ich dachte, er würde auch kommen. (Signalton Handy) Eine Nachricht? Jetzt? Nach Mitternacht? Was kann denn bitte jetzt so wichtig sein? Vielleicht ist es Benedikt ... (schaut auf ihr Handy) Eilmeldung - Der sogenannte „gefährliche Virus“, bekannt als SARS-CoV-2, verbreitet sich an ihrem Standort. Wir bitten alle Bürger, Veranstaltungen umgehend zu verlassen. Für JEDEN gilt ab jetzt: zwei Wochen Quarantäne.

Das kann doch jetzt nicht wahr sein. Jetzt? Ausgerechnet jetzt muss irgendein unbedeutender Virus ausbrechen? Das klingt doch gewiss wieder nach einer Intrige ... Erst das Unglück auf der Hochzeit meiner Cousine Hero und jetzt das. Jetzt, wo ich und Benedikt ... Blödsinn, was rede ich denn da. Benedikt und ich, das hätte dieser Narr wohl gerne. Oder ...? Außerdem ist es wohl kaum zu übersehen, dass dieser Spaßmacher sich in mich verliebt hat. Meine ich jedenfalls zu wissen. Ich will nur einmal die drei magischen Worte aus seinem Mund hören: „Ich liebe dich“. Das ist ja wohl nicht zu viel verlangt. Neben seiner Zurschaustellung von Abneigung mir gegenüber verbirgt sich sicherlich auch Zuneigung in seinem Inneren. Ich muss ja zugeben, süß ist er.

Nur wird er mir durch diesen grässlichen Virus jetzt erstmal gar nichts mehr gestehen oder sagen können. HA! Hier sieht man wieder. Das Schicksal meint es einfach nicht gut mit mir: Ich und Männer? Nein. Nicht heute, nicht morgen und auch nicht in alle Ewigkeit. Vielleicht tun dieser Abstand und diese totale Isolation ja gut ...

 

Trotzdem werde ich dieses blöde Gefühl einfach nicht los und auch das Verlangen, Benedikt zu sehen. Einmal, nur einmal will ich es aus seinem Mund hören. Er hätte doch eigentlich auf dieser Party sein müssen. Unsinn, Beatrice, krieg dich wieder ein. Dieser Ausbruch sentimentaler Gefühle liegt höchstwahrscheinlich an meinem erhöhten Konsum von Alkohol.

ICH bin die allbekannte Beatrice und brauche keinen Mann, ich hab‘ ihn bis hierher nie gebraucht und werde ihn nie brauchen, so einfach ist das .

Wenn Benedikt das dringende Verlangen haben sollte mich zu sehen oder mir etwas zu sagen, dann wird er dies auch gewiss tun ... Oh, da kommt jemand, ich sollte verschwinden, bevor ich noch festgenommen werde.