Corona trifft Theater – Online-Abschlusspräsentation des Literaturkurses (Teil 8)

Was wäre eigentlich gewesen, wenn Romeo nicht zu Julia hätte gehen können, weil so eine kleine Pandemie mit Ausgangssperre dazwischengekommen wäre? Und was wäre dann aus Antigone oder Woyzeck geworden?

Der Literaturkurs verrät es in seiner Online-Abschlusspräsentation! Vorstellungen abgesagt – wir machen trotzdem Theater: Eine szenische Collage aus Texten der Weltliteratur hätte in diesem Jahr auf dem Programm gestanden. Hiervon ausgehend haben die Schüler/innen Monologe ihrer Figuren erarbeitet (und in einer Videokonferenz präsentiert). Sie sollten sich vorstellen, dass ihre Figur unmittelbar vor der eigentlich zu spielenden - und bereits eingeprobten - Szene die Nachricht erhält, wegen einer gefährlichen ansteckenden Krankheit sofort in Quarantäne zu müssen.

Die Monologe der Schüler/innen werden bis zu den Ferien in loser Folge auf der Homepage präsentiert. Ältere Beiträge sind im Nachrichten-Archiv zu finden. (J. Hildebrandt)

 

Monolog 8: Florindo aus Carlo Goldonis „Der Diener zweier Herren“

Darum geht es: Truffaldino dient zwei Herren auf einmal und verliert den Überblick. Sein Herr Florindo steht unter Mordverdacht, schöpft aber dank eines Briefs neue Hoffnung – lebt das Opfer noch?

 

Was soll ich denn jetzt mit einer Pandemie? Wie? Ich darf mein Haus nicht verlassen? Aber ich wollte doch wieder mit meiner geliebten Beatrice vereint sein!

Die können mir doch nicht verbieten, nach draußen zu gehen. Es ist mir sehr wichtig, meine Beatrice wiedersehen zu können, koste es, was es wolle. Es ist mir egal, ob es Maßnahmen gibt, an die man sich halten muss. Ich zahle auch diese unnötigen Geldstrafen. Das ist ein Klacks. Meine Liebe zu Beatrice ist stärker als jedes Geld, das ich aufbringen könnte. Zudem ist sie mir wichtiger als jeglicher materielle Wohlstand, über den ich verfüge.

Dann denkt man, man kann wieder glücklich mit seiner Geliebten vereint sein und dann kommt so ein Dreck. Ich kann das einfach nicht dulden! Nachher erkrankt meine Beatrice oder - noch schlimmer- sie verstirbt, ohne dass ich mich verabschieden konnte. Was ein Graus! Nenne mich egoistisch, aber ich liebe diese Frau und ich würde alles für sie machen. Wenn ich beim Versuch, Beatrice noch einmal zu sehen, sterbe, dann ist dies eine Tat der Liebe.

Ich hab’s! Ich werde ihr auf jeden Fall einen Brief schreiben, in welchem ich ihr schreibe, wie sehr ich sie liebe, was für ein toller Mensch sie doch sei und dass ich auf dem Weg zu ihr war. Ich werde sie nie vergessen. Wenn ich es jedoch nicht zu ihr schaffe, weiß sie wenigstens über meine Gefühle Bescheid.

Was würde ich dafür geben, Beatrice noch einmal sehen zu können! Danach könnte ich auch sterben, das wäre mir dann egal.

Ich werde Truffaldino damit beauftragen, den Brief zwei Wochen nach meiner Abreise abzuschicken, falls er nichts von mir gehört hat. Wo ist der eigentlich? Wollte der nicht nur Briefe holen? Ich werde sofort aufbrechen, sobald Truffaldino hier ankommt und ich ihn in meine Planung eingeweiht habe. Ich sollte meinen Koffer packen, ich muss unverzüglich nach Turin zurückkehren.

(Florindo beginnt seinen Koffer zu packen.)