Interview-Serie „Ehemalige und ihr beruflicher Werdegang“

HEUTE: Prof. Dr. Carlo Holly

Im Verlauf dieses Schuljahrs stellen wir hier auf unserer Homepage ehemalige Schülerinnen und Schüler des Städtischen Gymnasiums Eschweiler vor, deren Lebenswege nach ihrem Abitur für unsere Schülerschaft gerade in der gegenwärtigen Situation interessant und ermutigend sein können.

Es ist uns eine große Freude, dass wir für diese Interview-Reihe auch Herrn Prof. Dr. Carlo Holly von der RWTH Aachen gewinnen konnten. Wir danken an dieser Stelle nochmals ganz herzlich dafür, dass er sich im ersten Jahr seiner Professorentätigkeit für seine „alte Schule“ Zeit genommen hat.

 

 

Nachgefragt – Ehemalige und ihr beruflicher Werdegang

1.      ­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­Wie lange liegt Ihre Schulzeit am Städtischen Gymnasium Eschweiler zurück?

Im Jahr 2006 habe mein Abitur am Städtischen Gymnasium Eschweiler gemacht.

2.      Wann wussten Sie, welchen beruflichen Weg Sie einschlagen wollten?

In der Schulzeit habe ich mich besonders für naturwissenschaftliche und technische Inhalte und Fächer interessiert und auch meinen beruflichen Weg in dieser Richtung gesehen. Nach dem Abitur habe ich ein Maschinenbaustudium begonnen – mit der Perspektive nach dem Studium einer Tätigkeit in der Industrie nachzugehen, beispielweise in der Entwicklung. Die Ausrichtung hin zur Lasertechnik begann im Rahmen einer Studienarbeit.

3.      Welcher beruflichen Tätigkeit gehen Sie heute nach?

Ich bin Professor an der RWTH Aachen University und Inhaber des Lehrstuhls für Technologie Optischer Systeme TOS.

4.      Welche Ausbildungsschritte lagen davor?

Nach der Schule habe ich Maschinenbau an der RWTH studiert und als Diplomingenieur abgeschlossen. Weil mir nach dem ersten Studienjahr die Physik fehlte, habe ich – erst nur nebenbei – parallel zusätzliche Fächer aus dem Physikstudiengang belegt. Aus ein paar Fächern wurde dann ein Bachelor in Physik und anschließend noch der Master in Quantenfeldtheorien und Eichtheorien. Nach Abschluss der beiden Studiengänge habe ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Lasertechnik LLT der RWTH meine Promotion im Bereich der Modellierung von Hochleistungs-Diodenlasern begonnen und diese dann während meiner Tätigkeit in Princeton (USA) bei einem Unternehmen, das Halbleiterlaser entwickelt und produziert, abgeschlossen.

5.      Womit verbringen Sie die meiste Zeit an einem typischen Berufstag?

Zu einem typischen Berufstag kann das Halten von Vorlesungen, die Diskussion neuer Ideen oder wissenschaftlichen Fragestellung und das Schreiben von Forschungsanträgen gehören. Im Bereich der Lehre werden wissenschaftliche Arbeiten betreut und korrigiert. Dazu kommt der intensive Austausch mit Forschungspartnern aus der Industrie oder der Wissenschaft und die Präsentation von Ergebnissen auf Fachkonferenzen.

6.      Was mögen Sie an Ihrem Beruf am liebsten?

Am meisten mag ich, dass ich täglich neue Dinge machen und herausfinden kann und dabei mit vielen unterschiedlichen Personen in Kontakt komme. Die optischen Technologien liefern erhebliche Beiträge zu Lösungen für unsere moderne (digitale) Gesellschaft – von Lasern für die Produktionstechnik, miniaturisierten Kameras in Smartphones über Sensoren für das autonome Fahren bis hin zum „3D-Drucker für Metall“. Es ist spannend, sich mit diesen Themen zu beschäftigen. An einem Tag kann es morgens um Algorithmen für Quantencomputer oder künstliche Intelligenz und nachmittags um Licht mit extrem kurzer Wellenlänge zur Fertigung der nächsten Generation von Mikrochips gehen. Ich mag es, die Studierenden für diese Themen zu begeistern.

7.      Worauf führen Sie ihren beruflichen Erfolg mehr zurück – auf Glück oder eigene Leistung?

In den meisten Fällen ist der berufliche Erfolg wohl auf Leistung, kontinuierliche Weiterentwicklung und Initiative zurückzuführen. Das Glück kommt dann meistens in Form von Chancen dazu. Diese müssen zur richtigen Zeit erkannt werden und man muss den Mut aufbringen, auch (berufliche) Risiken einzugehen – sei es durch einen Umzug ins Ausland, eine neue Position oder das Annehmen einer neuen sehr herausfordernden Aufgabe.

8.      Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie mit dem Wissen von heute einen anderen Weg wählen?

Ich hätte versucht, noch mehr Zeit in anderen Ländern zu verbringen. Beispielsweise in Form eines Schüleraustauschs oder während des Studiums. Das kann ich sehr empfehlen – es öffnet den Blick und man lernt viel über die eigenen Standpunkte. Mit den beruflichen Entscheidungen bin ich zufrieden, auch in der Retrospektive. 

9.      Was raten Sie heutigen Schülerinnen und Schülern, die nach Orientierung suchen?

Im Hinblick auf die Wahl des Studiengangs, empfehle ich Informationsangebote der Universitäten wahrzunehmen. Die RWTH Aachen ist ja sehr nah und bietet regelmäßig Vorträge, Orientierungstage oder Veranstaltungen, wie die Schüleruniversitäten, an. Schülerinnen und Schüler können sich auch einfach mal in reguläre Vorlesungen setzen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was im jeweiligen Fach behandelt wird. Ich kann auch dazu raten, durch Praktika (ggf. auch freiwillig in den Ferien) einen Einblick in den Alltag unterschiedlicher Berufe zu gewinnen.

10.  Wie lautet Ihr persönliches Motto oder ein Sprichwort, das Sie besonders mögen?

Bleibt neugierig, hinterfragt die Dinge und diskutiert offen miteinander!

                                                                                                                                Vielen Dank!