Interview-Serie „Ehemalige und ihr beruflicher Werdegang“

HEUTE: Stephanie Bier

Auch in diesem Schuljahr stellen wir hier auf unserer Homepage ehemalige Schülerinnen und Schüler des Städtischen Gymnasiums vor, deren Lebenswege nach ihrem Abitur für unsere Schülerschaft gerade in der gegenwärtigen Situation interessant und ermutigend sein können.

 

Wir freuen uns sehr, dass wir dafür auch Stephanie Bier gewinnen konnten, die über ihr interessantes berufliches Tätigkeitsfeld hinaus davon berichtet, wie sie Kinderbuch-Autorin wurde. Wir wünschen ihr weiterhin viel Erfolg!

Nachgefragt – Ehemalige und ihr beruflicher Werdegang

1.      ­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­Wie lange liegt Ihre Schulzeit am Städtischen Gymnasium Eschweiler zurück?

Ich habe 2006 mein Abitur am Städtischen Gymnasium gemacht.

2.      Wann wussten Sie, welchen beruflichen Weg Sie einschlagen wollten?

Schon immer haben mich Naturwissenschaften interessiert, besonders Chemie. In der 11. Klasse habe ich ein Praktikum in der chemischen Industrie bei einem Pharmaunternehmen absolviert. Von diesem Zeitpunkt an stand für mich fest, dass ich einen Beruf im chemisch-technischen Bereich wählen möchte. Ich habe den Leistungskurs Chemie in der 12. und 13. Jahrgangsstufe besucht.  Über diese Zeit hat sich der Gedanke Chemie zu studieren immer weiter gefestigt und konkretisiert.

3.       Welcher beruflichen Tätigkeit gehen Sie heute nach?

Ich arbeite heute in der chemischen Industrie im Bereich Regulatory Affairs. Meine Liebe zum Schreiben habe ich dank meiner beiden Kinder entdeckt, sodass ich im März 2022 mein erstes Kinderbuch veröffentlicht habe.

4.       Welche Ausbildungsschritte lagen davor?

Nach meinem Abitur begann ich den Bachelorstudiengang Chemie an der RWTH Aachen. Da mir aber schnell klar wurde, dass ich anwendungsbezogener arbeiten möchte, habe ich den Studiengang „Angewandte Chemie“ an der FH Aachen fortgesetzt. Im Anschluss habe ich den Masterstudiengang „Angewandte Polymerwissenschaften“ absolviert. Nach meinem Studium arbeitete ich zunächst im Bereich Kunstharzentwicklung bei einem mittelständischen Unternehmen. Nach zwei Jahren stieg ich in wissenschaftliche Arbeiten an einer Hochschule im Bereich Klebstofftechnik ein. 2016 wurde dann meine Tochter geboren. Kurz nach dem Mutterschutz nahm ich wieder meinen Beruf in Teilzeit auf. Nach etwa einem halben Jahr wechselte ich meinen Arbeitgeber und begann meine Tätigkeit im Bereich Regulatory Affairs in der chemischen Industrie.  In diesem Bereich bin ich bis heute mit Begeisterung aktiv. 2019 wurde dann mein Sohn geboren. Auch nach seiner Geburt stieg ich kurz nach dem Mutterschutz wieder in Teilzeit in meine Stelle ein. Eine längere Auszeit wäre für mich undenkbar gewesen. Dafür liebe ich meine Arbeit zu sehr. Ich habe mit meiner Familie einen guten Weg der Vereinbarkeit gefunden. Mein Kinderbuch „Noch einen Kuss, bevor Mama auf Dienstreise muss“ resultiert aus meinen Erfahrungen und Erlebnissen als berufstätige Mutter.

5.       Womit verbringen Sie die meiste Zeit an einem typischen Berufstag?

Nachdem ich meine Kinder in den Kindergarten gebracht habe bzw. mit meiner Familie morgens gemeinsam zur Arbeit und Kindergarten aufbreche, wenn mein Mann „Bringdienst“ hat, beginne ich mit der Arbeit im Betrieb bzw. tageweise von zu Hause aus. Homeoffice war auch vor der Coronapandemie bereits fester Bestandteil meiner Arbeitswoche. Ohne die Möglichkeit von zu Hause aus zu arbeiten wäre der Wiedereinstieg für mich persönlich auch nicht so schnell möglich gewesen. Ich beginne in der Regel mit der Bearbeitung des Tagesgeschäftes. Außerdem gehören Recherchearbeiten, Analysen und Bewertungen von Produkten hinsichtlich regulatorischer Fragestellungen zu meinem Aufgabenbereich. Ich erstelle außerdem produktspezifische Dokumente und Konformitätserklärungen. Am Nachmittag hole ich dann meist meine Kinder vom Kindergarten ab und verbringe mit ihnen den Rest des Tages. Ich habe somit die Möglichkeit sie bei Hobbies zu unterstützen oder mit ihnen Treffen bei/mit Freunden zu organisieren. Das ist mir sehr wichtig. Seit der Veröffentlichung meines Buches kommt als tägliche Aufgabe das Beantworten von Mails zum Buch bzw. diverse Werbeaktivität hinzu. Das stellt aber eher ein Hobby für mich dar und passiert meist, wenn die Kinder schon schlafen.

 

6.       Was mögen Sie an Ihrem Beruf am liebsten?

Die Vielfältigkeit, Interdisziplinarität und Aktualität. Themenschwerpunkte ergeben sich u.a. auf Basis politischer Entscheidungen. Das ist für mich eine völlig neue Sichtweise auf die Chemie nach meiner Zeit in der Entwicklung und Forschung gewesen. Es ist und bleibt jeden Tag spannend. Täglich ergeben sich neue Fragestellungen aus denen ich stetig neue Dinge lernen darf. Besonders liebe ich, dass die Themen absolut anwendungsbezogen und realitätsnah sind. Zusätzlich bin ich sehr dankbar dafür, dass ich meinen Beruf mit meinem Familienleben vereinbaren kann. Das ist heutzutage nicht selbstverständlich. Aus diesem Zusammenspiel ergab sich das Thema meines Kinderbuches. Kinderliteratur befasst sich mit sehr vielfältigen Themen aus dem Alltag: Zähneputzen, Nein-Sagen etc., aber Probleme bzw. Situationen, die sich z.B. im Familienalltag ergeben, wenn beide Elternteile berufstätig sind, werden meiner Meinung nach sehr selten kindgerecht thematisiert. Deshalb habe ich das selbst in die Hand genommen.

7.       Worauf führen Sie Ihren beruflichen Erfolg mehr zurück – auf Glück oder eigene Leistung?

Die Basis stellt Leistung dar. Aus Leistung resultiert Qualifikation. Leistung ist stetig im Arbeitsalltag erforderlich um Aufgaben professionell und korrekt zu lösen und zu bearbeiten. Meiner Ansicht nach ist in jedem Beruf eine stetige Weiterentwicklung und Fortbildung nötig.

Glück ist allerdings zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, Möglichkeiten zu erkennen und den Mut zu haben diese auch anzunehmen. Um sich in seinem Traumjob zu verwirklichen muss diese Stelle zunächst vakant sein. Man muss diese Stelle finden. Das hängt ggf. nicht nur von der eigenen Qualifikation ab, sondern beispielsweise auch von wirtschaftlichen Situationen oder der eigenen Flexibilität. Seinen Platz zu finden hängt somit zunächst von der eigenen Leistung ab, dann aber auch von einer guten Portion Glück.

8.      Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie mit dem Wissen von heute einen anderen Weg wählen?

Nein, ich würde alles genauso machen. Die Summe unserer Erfahrungen macht uns zu dem was wir sind. Dazu gehören insbesondere auch Niederlagen! Es ist wichtig hieraus zu lernen und weiter zu machen. Das gehört zum wahren Leben einfach dazu.

9.      Was raten Sie heutigen Schülerinnen und Schülern, die nach Orientierung suchen?

Es ist fundamental seinen eigenen Interessen zu folgen und ehrlich zu sich selbst zu sein. Wenn man dies schafft ist der Beruf eine Berufung. Ein Professor der FH-Aachen sagte einmal in seiner Vorlesung zu uns Studenten: „Wenn sie morgens gut gelaunt zu ihrer Arbeit fahren und sich auf die Aufgaben freuen, dann haben sie ihren richtigen Platz gefunden“. Stellt sich ein eingeschlagener Weg nicht als zufriedenstellend oder praktikabel heraus, sollte man sich trauen einen neuen Weg einzuschlagen und selbst für Veränderung zu sorgen.

Praktika sind meiner Meinung nach wichtig um einen ersten Eindruck vom Beruf zu erhalten. Hierbei lassen sich ggf. auch schon erste Kontakte in die Berufswelt knüpfen. Informationsveranstaltungen von Hochschulen sind natürlich auch zu empfehlen.

10.   Wie lautet Ihr persönliches Motto oder ein Sprichwort, das Sie besonders mögen?

Es gibt viele Sprichwörter bzw. Zitate, die ich mag. Folgende Sprüche gefallen mir besonders:

         „Das Wichtigste ist, dass man nie aufhört zu fragen“ (Albert Einstein)

         „Träume dir dein Leben schön und mache aus diesem Traum eine Realität“ (Marie Curie)

        „Stark zu sein, bedeutet nicht nie zu fallen, sondern immer wieder aufzustehen.“ (Verfasser

        unbekannt)

                                                                                                                                                    Vielen Danke!