Interview-Serie „Ehemalige und ihr beruflicher Werdegang“ – HEUTE: Laura Beckers

Auch in diesem Schuljahr stellen wir hier auf unserer Homepage ehemalige Schülerinnen und Schüler des Städtischen Gymnasiums vor,

 

 

deren Lebenswege nach ihrem Abitur für unsere Schülerschaft gerade in der gegenwärtigen Situation interessant und ermutigend sein können.

Wir freuen uns sehr, dass Laura Beckers uns ihren beruflichen Werdegang vorstellt und wünschen ihr für ihr berufliches Wirken am St. Antonius Hospital in Eschweiler alles erdenklich Gute und weiterhin viel Erfolg!


Nachgefragt – Ehemalige und ihr beruflicher Werdegang



  1. Wie lange liegt Ihre Schulzeit am Städtischen Gymnasium Eschweiler zurück?

Mittlerweile schon 6 Jahre. Ich habe 2018 mein Abitur gemacht.

  1. Wann wussten Sie, welchen beruflichen Weg Sie einschlagen wollten?

Meinen eigentlichen Berufswunsch, den ich schon seit klein auf hatte, konnte ich leider aus gesundheitlichen Gründen nie verfolgen. Ich habe mir nach dem Abitur die Zeit genommen, um Alternativen zu finden. Ich habe Praktika gemacht und ein halbes FSJ. Ein Praktikum war für die Ausbildung zur operationstechnischen Assistentin (OTA). Die Arbeit dort hat mich ziemlich schnell begeistert, sodass schon nach zwei Tagen feststand, dass ich diesen Berufsweg einschlagen werde.

  1. Welcher beruflichen Tätigkeit gehen Sie heute nach?

Ich habe 2022 meine Ausbildung zur OTA beendet. Während meiner Ausbildung musste ich unter anderem 10 Wochen in die zentrale Notaufnahme. Das Team und die Arbeit dort haben mir sehr gefallen, sodass ich nach dem Abschluss dort angefangen habe. Als aller erste OTA. Mein erlernter Beruf hat nur noch wenig mit meinem aktuellen Arbeitsleben zu tun. Die Ausbildung zur OTA beschäftigt sich mit der Assistenz während einer OP und deren Vor- und Nachbereitung, sowie das Erlernen aller Instrumente und technischen Geräten, die dazu nötig sind. In meinem heutigen Arbeitsfeld, der zentralen Notaufnahme, geht es um die Akutversorgung von Patienten.

  1. Welche Ausbildungsschritte lagen davor?

    • Eine dreijährige Ausbildung in Anatomie/Physiologie/Krankeitslehre/Hygiene/Kommunikation/Recht und OTA spezifische Themen wie z.B. Nahtkunde, Instrumentenkunde etc.

    • In jedem Unterrichtsblock (ca 4-6 Wochen) werden 1-2 Klausuren geschrieben

    • Pro Lehrjahr gibt es eine praktische Zwischenprüfung

    • 4 schriftliche Abschlussprüfungen, 2 mündliche und 1 praktische Prüfung

  2. Womit verbringen Sie die meiste Zeit an einem typischen Berufstag?

Eine typischen Berufstag gibt es bei uns nicht. Jeder Tag ist anders, keiner gleicht dem anderen. Wie oben erwähnt geht es prinzipiell um die Akutversorgung von Patienten. Zu uns kommen Patienten mit Herzinfarkten bis hin zu Amputationen von Gliedmaßen oder schweren Verkehrsunfällen.

Dazwischen gibt es nichts, was es nicht gibt. Wir behandeln jeden Patienten, der zu uns in die Notaufnahme kommt. Wir nehmen die Patienten auf, d.h. Wir legen einen Zugang, nehmen Blut ab, schreiben ein EKG und fügen alles in die digitale Krankenakte ein. Nicht bei allen Patienten muss alles gemacht werden. Bei einem gequetschten Finger oder einem verdrehten Fuß zum Beispiel reicht ein einfaches Röntgenbild. Oft sind wir aber auch einfach nur Seelsorger und hören zu.

  1. Was mögen Sie an Ihrem Beruf am liebsten?

Kein Tag gleicht dem anderen. Man weiß nie was auf einen zu kommt. Es gibt Tage, da ist nicht allzu viel los und man kann mit den Kollegen zusammensitzen und gemeinsam Frühstücken oder Mittagessen und es gibt Tage, da kommen wir gar nicht zum Essen, Trinken, auf die Toilette gehen oder mal zum Sitzen. Man sieht seine Kollegen nur zum Dienstbeginn und am Ende, wenn man wieder zusammen nach Hause geht. Was meinen Beruf für mich aber auch noch besonders macht, ist das Team, mit dem ich arbeite. Ich wurde wahnsinnig schnell aufgenommen und fühle mich sehr wohl. Ich konnte, glaube ich, noch nie so sehr ich selber sein, wie in diesem Job mit diesen Kollegen. Ich sehe das als großes Privileg an. Ich glaube, dass das nicht viele von ihrem Job behaupten können.

  1. Worauf führen Sie Ihren beruflichen Erfolg mehr zurück – auf Glück oder eigene Leistung?

Auf beides. Ich bin stolz auf meine Leistungen und den Weg, den ich eingeschlagen habe, aber ich glaube, dass dazu auch etwas Glück gehört hat. Ich hatte Glück, dass als ich fertig mit der Ausbildung war, ein Platz in der Notaufnahme frei war. Und dass meine Chefs sich getraut haben, mir als OTA, in der Notaufnahme eine Chance zu geben.

  1. Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie mit dem Wissen von heute einen anderen Weg wählen?

Einen beruflichen Weg nicht, aber privat hätte ich einiges anders gemacht.

  1. Was raten Sie heutigen Schülerinnen und Schülern, die nach Orientierung suchen?

Dass es völlig in Ordnung ist nicht zu wissen welchen beruflichen Weg man einschlagen möchte. Wenn man das Privileg und die Möglichkeit hat, nehmt euch ein Jahr Zeit, probiert alles aus, informiert euch. Das Jahr nach der Schule hat mich unglaublich geprägt. Ich habe ganz viele verschiedene Menschen kennengelernt. Ich habe Menschen kennengelernt, die mit 50 nochmal eine neue Ausbildung angefangen haben oder auch Ärzte, die kein Abitur haben.

Macht euch während des Abiturs nicht verrückt. Ein gutes Abitur öffnet Türen leichter, aber mehr macht es auch nicht. Kein Abitur oder ein von der Gesellschaft als „schlechtes“ angesehenes Abitur setzt euch keine Grenzen. Ihr müsst für eurer Ziel vielleicht mehr tun als andere, aber es ist trotzdem alles möglich.

  1. Wie lautet Ihr persönliches Motto oder ein Sprichwort, das Sie besonders mögen?

Ich war lange Zeit Torhüterin. Mein Torwart Trainer hat immer gesagt:“kein Ball ist unhaltbar“. Er hat uns darin bestärkt, dass wir alle schaffen können. Wir müssen nur richtig stehen und wissen, wo wir hinmöchten. Und manchmal brauchen wir ein bisschen Glück.

Wenn ich vor Herausforderungen oder neuen Aufgaben stehe, mache ich mir bewusst, wo ich aktuell stehe und was es es braucht, um da hinzukommen, wo ich hinmöchte. Und das nichts unerreichbar ist.

Vielen Dank!